Google + ist schwer zu testen, wenn nur wenige Freunde und Bekannte in dem neuen sozialen Netzwerk ihren Account haben. Wie kann man also ein Fazit ziehen? Ja, denn für einen ordentlichen Einblick hat es dennoch gereicht.
Google definiert mit dem eigenen sozialen Netzwerk den Markt nicht neu. Es geht hier einzig und allein um Wettbewerbsverdrängung. Facebook ist zwar der herausragende Konkurrent, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass solch eine Markteroberung durchaus möglich ist. Man denke nur an das Jahr 2000 zurück. Da hatte Google im Rahmen der Suchmaschinen in Deutschland nur einen Marktanteil von gerade einmal 5%. StudiVZ, MySpace oder AOL dienen als beste Beispiele für Communities, die Marktführerschaften einbüßten und inzwischen, was AOL und MySpace angeht, fast ganz vom Markt verschwunden sind.
Aus einer Suchmaschine wird ein Multifunktionsanbieter
Google versucht die Zukunft mitzugestalten, statt den Markt kampflos der Konkurrenz zu überlassen. Inzwischen hat der US-Konzern zu jedem erfolgreichen Webinstrumentarium sein Pendant: Buzz zu Twitter, Sites zu WordPress, Google Mail zu Yahoo, Chrome zu IE, Picasa zu Flickr, usw. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann das eigene soziale Netzwerk präsentiert wird. Aber nicht nur der Kampf gegen Facebook ist ein schwieriger. Betrachtet man den deutschen Markt, verfügt Google Mail, z.B. gerade einmal über einen Marktanteil von 3% und liegt damit deutlich hinter Yahoo oder Hotmail.
Ohne Mehrwert kein Erfolg
Für Google + jedenfalls stellt sich die Frage: Warum soll man von Facebook wechseln oder ein zweites Profil bei Google anlegen, wenn sich kaum einer seiner Freunde dort tummelt? Dem User muss ein Mehrwert geboten werden. Bisher ist das meiner Meinung nach nicht gelungen. Hangout, also der Chat mit integrierter Kamera, ist da noch zu wenig. Noch dazu wo durch die Zusammenarbeit von Facebook und Microsoft es nur eine Frage der Zeit ist, wann der Skype-Videochat auch bei Facebook zum festen Bestandteil gehört.
Ansatzpunkte müssen die Schwachstellen von Facebook sein. Besonders in Deutschland ist dies der Punkt Datenschutz. Aber auch da ist Google ja momentan kein Vorreiter. Die Diskussion über Google-Analytics ist das beste Beispiel.
Vielleicht sind ja Unternehmen das Zünglein an der Waage. Facebook ist in diesem Bereich nicht sonderlich innovationsfreudig. In diesem Umfeld besteht die Möglichkeit für Google Pluspunkte zu sammeln. Wichtig ist in diesem Fall die richtige Balance. Inwieweit ist ein User, der in seiner Freizeit eine soziale Gemeinschaft nutzt, bereit Informationen von Unternehmen aufzunehmen? Auf diese Frage müsste Google eine Antwort finden.
Doch bei allen momentanen Zweifeln kann man sich sicher sein, dass Google das Feld der sozialen Netzwerke Facebook nicht kampflos überlassen wird. Lassen wir uns doch einfach überraschen, was der US-Konzern noch so alles aus dem Hut zaubert.
Kai-Uwe Gutsch
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