Schule und Facebook – Teil 2

Wie bereits im ersten Teil von Schule und Facebook erwähnt, gibt es nicht nur grundlegende Änderungen in der Kommunikation der Schüler, auch für Lehrer und Schulen bedeuten soziale Netzwerke eine großer Herausforderung und eine Wandlung ihrer Arbeitsweise. Sollen Lehrer immer über Facebook & Co. erreichbar sein? Sollen Freundschaftsanfragen von Schülern und Eltern angenommen werden? Wie geht die Schule mit dem Thema Social Media um? Braucht es eine Guideline, die das Verhalten von Schülern und Lehrern definiert? Und letztendlich natürlich die Frage: Ist Social Media Fluch oder Segen für Schulen und Lehrer?

Schulen und Facebook

Bereits im Entscheidungsprozess für eine Schule ist die Kommunikation mit Lehrern und Schulen oft von hoher Bedeutung. Neben den klassischen Methoden, wie die Beratungstermine, Vorstellungsabende und natürlich Printwerbung, fangen die ersten Schulen an, soziale Medien in den Kommunikationsprozess mit einzubinden.

Die heutige Schülergeneration und auch bereits ein großer Teil der Eltern sind „Digital Natives“, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind und somit den Umgang mit sozialen Netzwerken als selbstverständlich erachten. Deshalb sollten nicht nur die Webseiten der Schule aktuell sein, es sollten auch neue Medien verstärkt Einzug halten. Über Facebook und Twitter können Schülern, Eltern und auch Interessenten Informationen über Unterrichtskonzepte, Wahlfachangebote, Veranstaltungen und vieles mehr zur Verfügung gestellt werden.

Neue Technologien – eine Herausforderung für Schulen

Die Einbeziehung neuer Medien stellt Schulen allerdings vor eine große Herausforderung, denn laut Bildungsbericht der EU-Kommission aus dem Jahr 2009 ist in Deutschland fast jeder zweite Lehrer über 50 Jahre alt. Das hat zur Folge, dass bereits der Einsatz von Computern, Beamern oder Whiteboards nicht selbstverständlich ist. Die Hürde der Integration von sozialen Netzwerken ist in diesen Fällen dann noch höher.

Auch die Angst vor negativen Äußerungen im Internet verhindert in vielen Schulen die Einbindung Facebook & Co. Dabei gilt es gerade in solchen Fällen, diese Kommentare nicht zu ignorieren, sondern aktiv entgegenzuwirken. Schulungen und Fortbildungen wären hier eine große Hilfe, denn in Zeiten von Lehrer- und Schulbewertungsportalen wie spickmich.de ist es für Schulen ein Muss, nicht nur zu beobachten sondern auch schnell zu reagieren.

Um sich einen Überblick zu verschaffen und den eigenen Namen im Web zu beobachten, können Schulen beispielsweise TweetDeck (kostenloses Tool für Twitter) oder HootSuite (facebook, Google +, LinkedIn, Twitter, etc. – ca. 10 $ pro Monat) nutzen.

Um den Wildwuchs in sozialen Medien mit der eigenen Schule zu verhindern, ist es auch sinnvoll die Benutzernamen und URLs in den wichtigsten Netzwerken zu reservieren und selbst mit Inhalten zu versorgen.

Gezielte Nutzung von sozialen Netzwerken in Schulen

Welche Netzwerke sind für Schulen interessant und wie nutzt man sie am sinnvollsten? In erster Linie wohl die Klassiker: Facebook, Twitter, YouTube.

Imagevideos und/oder Projektarbeiten auf einem eigenen YouTube Kanal. Elterninformationen, Veranstaltungen, Neuigkeiten über Twitter. Fragen von Eltern und Interessenten auf der Facebook Pinnwand, sind hier nur einige Möglichkeiten, die die Elternarbeit in den Vordergrund stellen.

Es lohnt sich also durchaus für Schulen über das ein oder andere Profil nachzudenken. Voraussetzung ist allerdings die Bereitschaft des Direktoriums und der Lehrerschaft, sich dieses Thema anzunehmen.

Der Lehrer in sozialen Netzwerken

Nicht nur Schulen stehen vor der Entscheidung, in sozialen Netzwerken teilzunehmen, auch für jeden einzelnen Lehrer stellt sich die Frage, inwieweit er aktiv wird. Um hier eine Entscheidung treffen zu können, sind Schulungen für Lehrer in diesem Bereich ein Muss. Es herrscht noch großer Aufklärungsbedarf. Wer nicht weiß, wie Facebook & Co funktionieren, erkennt letztendlich auch nicht welche Chancen sich mit der eigenen Teilnahme ergeben können. Vorurteile und Ängste lassen sich am besten durch eigene Erfahrungen beseitigen.

Gerade jüngere Lehrer haben diese Berührungsängste nicht und viele sind auch bereits in Facebook aktiv. Allerdings ist es in diesen Fällen von Seiten der Schule notwendig, Lehrern einen Leitfaden für das eigene Verhalten an die Hand zu geben.

Social Media Guideline für Schulen

Im Rahmen einer Social Media Guideline sollten Schulen die wichtigsten Fragen beantwortet:

Grundsätzlich natürlich: Ist es in der Schule gewünscht, dass Lehrer in sozialen Netzwerken aktiv sind und sich hier mit Schülerinnen und Schülern verlinken?
Darf der Lehrer mit Schülern über unterrichtsrelevante Themen diskutieren?
Wie soll sich der Lehrer verhalten, wenn er von problematischen Aktivitäten des Schülers erfährt?
Wie soll der Lehrer mit negativen Äußerungen der Schule gegenüber umgehen?
Dürfen im Namen der Schule eigene geschlossen Gruppen oder ein Blog gegründet werden, z.B. für einzelne Klassen?
Dürfen Lehrer soziale Medien in den Unterricht mit einbeziehen?
Was darf ein Lehrer im Namen seiner Schule posten, was nicht?

Aber dem Lehrer sollten hier auch allgemeine Richtlinien an die Hand gegeben werden, wie er sich in sozialen Netzwerken verhalten soll: Z.B. das übliche Schlagwort: das Web vergisst nichts, oder auch Themen wie Copyright von Bildern und Dokumenten, Verantwortung für die eigenen Post, etc.

Social Media – Fluch oder Segen?

Sind soziale Netzwerke Fluch oder Segen für Lehrer und Schulen? Fakt ist jedenfalls, dass für Schüler die reale und virtuelle Welt bereits nicht mehr zu trennen sind. Somit geht auch für Lehrer die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben immer weiter verloren. Wenn sie sich denn auf die neuen Medien einlassen!

Die eigene Wahrnehmung lässt sich für Lehrer und Schüler jedenfalls nicht mehr kontrollieren. Der Post über die letzte Klassenfahrt, ist häufig schon vor dessen Ende per Facebook oder Twitter online. Alte Strukturen sind nicht mehr aufrecht zu halten. Social Media lässt sich nicht mehr als isolierter Bereich der Schulführung betrachten.

Somit stellt sich die Frage Fluch oder Segen so nicht. Schulen müssen einfach das Beste aus der neuen Situation machen und ein Bewusstsein für das Thema Social Media wecken. Monitoring ist als erster Schritt unerlässlich. Erst wenn man weiß, was über einen im Internet gesprochen wird, lässt sich eine sinnvolle eigene Kommunikationsstrategie entwickeln. Zudem sollten sich Schulen im Klaren sein, dass negative Kommentare überwiegen werden. Das liegt so in der Natur der Sache. Was nervt, wird eher gepostet, als was gefällt. Wie auch im Unternehmensbereich gilt hier, offen mit Kritik umgehen, Fehler zugeben und den Dialog suchen.

Generell lässt sich sagen, dass Schulen ein Wandel bevorsteht. Handyverbot oder Internet nur mit kontrolliertem Zugang lassen sich nicht mehr realisieren. Für Schulen gilt es sich zu entscheiden: Soll der Umgang mit den sozialen Netzwerken und den neuen Medien als Motor für die Weiterentwicklung genutzt werden oder möchte man die Augen verschließen. Das Erwachen wird dann allerdings böse Folgen haben.

Kai-Uwe Gutsch
(Follow Me – Der Social Media und Online Marketing Blog)

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